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Kopf aus dem Sand

Publishing date
31 May 2011

Die griechischen Daten sehen nicht gut aus. Der Neuverschuldung musste erneut nach oben revidiert werden und die Gesamtverschuldung liegt bei fast 160 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Zudem gibt es keine sichtbaren Fortschritte bei der Privatisierung. Die meisten Ökonomen denken deshalb, dass eine Umschuldung unabweisbar ist. Eine unbegrenzte Verlängerungen und Erweiterung der Hilfsprogramme ist jedenfalls dem Wähler nur schwer vermittelbar.

Entscheidend ist nun, wie man die Umschuldung gestaltet. Wichtig ist, dass eine ungeordnete Insolvenz wie bei Lehman verhindert wird. Das Problem könnte sich bereits in wenigen Wochen stellen, wenn die EU und IWF ihren Prüfbericht vorlegen und entscheiden sollten, Griechenland die nächste Tranche der Hilfskredite zu verweigern. Das wäre ein erheblicher Schoc

Die negative Folgen einer Umschuldung für das Eurosystem müssten möglichst klein gehalten werden. Hierzu benötigen wir einen genauen Plan, den nur eine europäische Institution wie z.B. der neuen Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) entwickeln kann. Weder die Mitgliedsstaaten selber noch die Eurogruppe  haben die Kapazitäten, alle wichtigen Aspekte einer Umschuldung zu berücksichtigen. Dies führte dazu, dass die Minister bei dem letzen Eurogruppen Treffen zu keiner Lösung kommen konnten und anschliessend mit teilweise widersprüchlichen Aussagen die Unsicherheit an den Märkten weiter erhöhten.

Mehrere Aspekte müssen bei einem Umschuldungsplan beachtet werden. Eine Umschuldung führt zu Abschreibungen in den Banken. Hier erwarte ich zunächst keine großen Probleme, die Marktteilnehmer rechnen schon seit längerem mit einer Umschuldung. Eine Umschuldung würde natürlich dazu führen, dass die griechischen Banken kein Eigenkapital mehr hätten. Man müsste dann das griechische Finanzsystem stabilisieren, so dass es keine weitere Ansteckung z.B. auf Osteuropa gibt und das Zahlungssystem in Griechenland weiterhin funktioniert. Dieses Problem ließe sich teilweise durch eine Übernahme durch ausländische Institute lösen. Dann gibt es den indirekten Kanal über den CDS-Markt, der genau analysiert werden muss. Schliesslich müssen wir natürlich die Marktpsychologie beachten, also die Ansteckungsgefahr für andere Länder. Dies lässt sich nur schwer einschätzen aber eine klare Kommunikation würde da vieles lösen.

Natürlich benötigt man auch die EZB, die bei einer Umschuldung Liquidität für das griechische Bankensystem zur Verfügung stellen müsste. Hierzu müsste die EZB Ihre Sicherungsbedingunge für einen Übergangszeitraum anpassen. Dies ist möglich. Die EZB hat mit Hinweis auf die Finanzmarktstabilität bisher eine Umschuldung abgelehnt. Sollte die EZB aber tatsächlich denken, dass eine solche Umschuldung die Finanzmarktstabilität in Gefahr bringt, dann hätte sie schon lange das ESRB einschalten müssen. Das hat sie bisher nicht gemacht. Die EZB wird sich deshalb einer Lösung, wie sie in der Eurogruppe beschlossen wird, nicht verschließen.

Der berühmte Ökonom Nouriel Roubini hat kürzlich argumentiert, dass eine geordnete Umstrukturierung eine relativ geringe Gefahr darstellt. Sollte diese Einschätzung einer detaillierten und öffentlichen Beurteilung durch die EU-Institutionen nicht standhalten, dann müsste natürlich über weitere Hilfen nachdacht werden.Insgesamt ist es jetzt wichtig, einen transparenten Plan zu haben. Eine Vogel-Strauß-Politik wird schiefgehen.

About the authors

  • Guntram B. Wolff

    Guntram Wolff is a Senior fellow at Bruegel. He is also a Professor of Economics at the Université libre de Bruxelles (ULB). 

    From 2022-2024, he was the Director and CEO of the German Council on Foreign Relations (DGAP) and from 2013-22 the director of Bruegel. Over his career, he has contributed to research on European political economy, climate policy, geoeconomics, macroeconomics and foreign affairs. His work was published in academic journals such as Nature, Science, Research Policy, Energy Policy, Climate Policy, Journal of European Public Policy, Journal of Banking and Finance. His co-authored book “The macroeconomics of decarbonization” is published in Cambridge University Press.

    An experienced public adviser, he has been testifying twice a year since 2013 to the informal European finance ministers’ and central bank governors’ ECOFIN Council meeting on a large variety of topics. He also regularly testifies to the European Parliament, the Bundestag and speaks to corporate boards. In 2020,  ranked him one of the 28 most influential “power players” in Europe. From 2012-16, he was a member of the French prime minister’s Conseil d’Analyse Economique. In 2018, then IMF managing director Christine Lagarde appointed him to the external advisory group on surveillance to review the Fund’s priorities. In 2021, he was appointed member and co-director to the G20 High level independent panel on pandemic prevention, preparedness and response under the co-chairs Tharman Shanmugaratnam, Lawrence H. Summers and Ngozi Okonjo-Iweala. From 2013-22, he was an advisor to the Mastercard Centre for Inclusive Growth. He is a member of the Bulgarian Council of Economic Analysis, the European Council on Foreign Affairs and advisory board of Elcano. He is also a fellow at the Kiel Institute for the World Economy.

    Guntram joined Bruegel from the European Commission, where he worked on the macroeconomics of the euro area and the reform of euro area governance. Prior to joining the Commission, he worked in the research department at the Bundesbank, which he joined after completing his PhD in economics at the University of Bonn. He also worked as an external adviser to the International Monetary Fund. He is fluent in German, English, and French. His work is regularly published and cited in leading media. 

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